Thermik

Welcome my dear spring!

Die Prognose war wieder einmal zu verlockend. Gegen 600km waren gestern angesagt bei knackiger Kaltluftthermik. Soll das wirklich so kommen?
Schnell die Wetterkarten geprüft und tatsächlich - ein leichtes Hoch mit kalter Luft sollen für heute das Wetter bestimmen. Also beste Voraussetzungen.

Schnell einen Aufruf im Verein gestartet und ein paar andere Thermiksüchtige liessen sich finden.

Kurz vor Elf den Hänger bei zwar tiefer, aber bereits guter Optik geöffnet.

Das Kribbeln war bald da. Ich wollte so schnell wie möglich in die Luft und endlich wieder knackige Thermik fühlen. Endlich wieder das Vario jubeln lassen. Zu lange ist es bereits her!

Mein Ventus war dann schnell aufgebaut und bereit. Nach über 50 Flügen und 200 Stunden letztes Jahr mit dem Ventus ist bereits jeder Handgriff in Fleisch und Blut übergegangen.

Um 12 Uhr an den Start gezogen - gut sah es bereits um 10 Uhr aus. An den Schlepper gehängt und bereits in 200m Grund war die Energie des heutigen Tages zu spüren. Dann aber auch die Ernüchterung. Ich habe mir ja einen gemütlichen Jura-Ritt vorgenommen, auch aufgrund der soliden Prognose. Jedoch war die Thermik da um 12 Uhr bereits breitgelaufen. Irgendwie war noch zuviel Restfeuchte da oder das Hoch wirkte ein bisschen weniger abtrocknend, als geplant. Nun gut, weiter Richtung Jura geschleppt, irgendwas wird ja dann da doch gehen.

Pustekuchen, nach einigen Minuten Üben und irgendwelchen abgestorbenen Schläuchen mit Steigwerten um 0.3m/s hatte ich keinen Bock mehr. Die Resthöhe habe ich für die Flucht in das Mittelland genutzt und beim Ostende des Neuenburgesees konnte ich dann immerhin mit gut einem Meter wieder auf Arbeitshöhe klettern.

Das hat dann gereicht, um um die TMA von Payerne zu schleichen und Richtung Fribourger Mittelland zu starten. In der Richtung wurden dann die Steigwerte immer besser. Endlich lagen auch mal gut zwei Meter pro Sekunde an und das Steigen verlief flüssiger. Die Basis machte bei über 1000m GND auch Laune auf mehr.

Die Optik sah Richtung Westen dann sehr knackig aus und so bin ich ohne grosse Probleme in Kürze in Montreux gelandet. Dabei hat natürlich auch die stramme Bise (ein kräftiger Nordostwind im Mittelland, oft bei Kaltluftlagen) mit 23-29km/h geholfen. Kurz vor Montreux bin ich dann auch noch in 4m/s integriert reingeflogen. Ich konnte kaum schnell genug die Kamera zücken, musste ich bereits die Höhe wegdrücken und runtertauchen, um nicht zu nahe in die Basis zu kommen. Mit 150km/h ging es weiter nach Montreux.

Am Seeufer standen ein paar wunderschöne Cumuli, die aber verdient werden wollte. Der Schlauch, den ich dann nach kurzem Suchen auch wirklich fand, hatte mehr der Charakter eines Rotors. Das war wie in einer Waschmaschine, immerhin kamen dann nach einer Weile Zentrieren um die 2m/s raus.

Dann Rückflug - dabei wollte ich noch versuchen, etwas in die Voralpen zu kommen. Dieser Entscheid sollte mir kurz nachher zum Verhängnis werden. Auf der südlichen Seite des Fribourger Mittellandes, wo ich durchflog, lief das Ganze in die Breite und grossräumige Abschattungen stellten in Kürze die Thermik ab. Zudem war durch die starke Bise die Orientierung nicht einfach, wo die Schläuche effektiv auslösen. Beim Greyerzersee haben mir dann zwei Greifvögel noch den Allerwertesten gerettet, hatte aber dort ein bisschen zu wenig Geduld, weil nur einen guten Meter pro Sekunde drin war. Ein bisschen zu früh bin ich weitergeflogen und habe dann auch noch eine sinkende Linie im Lee erwischt. Die Höhe war mir dann irgendwann nicht mehr genügend sicher nach Hause und ich habe ein bereits früh gesehenes und gewähltes Aussenlandefeld in Anspruch genommen.

Schön war es und dieser 4m-Thermikschlauch hat für alles entschädigt! 😍

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7019525


Schwarzwald - Freund oder Feind?

Viele Sagen weben um den Schwarzwald. Gestandene, mehrfache Landesmeister bezeichnen den Schwarzwald als «Buch mit sieben Siegeln». Alte Hasen haben mich vor dem Schwarzwald gewarnt. Und auch mein Einstand mit dem Schwarzwald sollte grandios scheitern.

Als Schüler eines Schweizer Flugplatzes am Jura waren die Gebiete Schwarzwald, schwäbische Alb und Alpen immer ein Regiment für die alten Hasen. Ehrführchtig hat man den Erzählungen gelauscht. Wie man tief ankommt und sich reinarbeitet, wie man am Schluchsee Schläuche ausgräbt. Wie man durch den Luftraum in der Höhe eingeschränkt ist. Dabei habe ich immer versucht, mir aus den Informationen ein Gesamtbild zu erarbeiten. Immer mit dem Wissen, dass es für einen Neuling verdammt weit weg war.

Schon in meinen Anfängen als Streckenflieger bin ich mal ein bisschen gegen Nordosten vorgestossen, meist aber nicht viel weiter als bis an die Basler Luftraumgrenze gestossen. Mein Einstand mit dem Schwarzwald sollte auf eine ganz andere Art und Weise geschehen.

Im Winter 16/17 habe ich mit einer verrückten Aktion den Grundstein für meine Sucht nach Wettbewerben gelegt. Im Magazin «Segelfliegen» war ein ausführlicher Artikel über den Hahnweide Segelflugwettbewerb drin. Dieser hat mich so fasziniert, dass ich mich kurzerhand für die Hahnweide angemeldet habe. Und ich wurde sogar angenommen. Zu der Zeit hatte ich noch absolut keine Wettbewerbserfahrung, ich wusste noch nicht mal so ganz, wie ein Task ausgeschrieben wird. Auch wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich mich zu einem Wettbewerb mit extrem hohem Niveau angemeldet habe.

Langsam wurde mir nach ein bisschen Recherche in den folgenden Wochen bewusst, was ich angestellt hatte. :-D Nach einem kurzen Emailverkehr mit der Wettbewerbsleitung habe ich dann für mich entschieden, definitiv teilzunehmen. Dazu aber dann bestimmt ein anderes Mal mehr.

Am zweiten Wertungstag ging die Aufgabe nach dem Abflug Richtung Westen in den Schwarzwald, nach Vöhrenbach. Von dort sollte es dann in den Norden nach Freudenstadt gehen. Sollte. Ich bin guten Mutes Richtung Wende geflogen, da ich natürlich die Profis vor mir wegfliegen sah (ich konnte nichtmal Wasser tanken). Bis Villingen ging das ziemlich gut, da war ich immer irgendwo zwischen 1600m und 1850m. Dann einfach Kurs Richtung Wende geflogen und dabei wohl sauber ein Abwindband erwischt. Gemäss Logfile ging es jedenfalls ständig mit -1.5 - -2m/s abwärts. Dazu muss ich noch erwähnen, dass wir die ganze Woche eine Warmluftsituation hatten. Wer Warmluft kennt, weiss, dass tief runterfliegen keine Option ist. ;-)

An der Wende war ich dann nur noch auf 1500m, 500m über Grund. Zügig bin ich dann nördlich in die Hügelzüge reingeflogen, immer im Glauben, dass dann jetzt sicher gleich was kommt. Irgendwo dann noch einen 0.2m/s stehen gelassen (kommt bestimmt was besseres, dachte ich). 300m über Grund. Ok, jetzt den Task vergessen, es geht erstmal um Landeoptionen und dann ums Überleben. Ich konnte in einem sanften, erhöhten Tal eine frisch gemähte, kurze Wiese ausmachen und habe mir diese als Landefeld gefixt. Dann ging der Kampf los. 50m plus, 50m minus. Vielleicht dort drüben bei den Häusern? 50m plus, 50m minus. Oh, da kreist ein Vogel. 50m plus, 50m minus. Gefühlt war ich da eine Stunde am kämpfen, bei Warmluft, in 200m Grund, immer mehr oder weniger im rechten oder linken Gegenanflug oder dem verlängerten Endteil für das Feld. Dann nach den nächsten 50m minus kamen dann die 50m plus nicht mehr. Fahrwerk raus, Klappen raus, Bremsen gesetzt und schon stand ich bei schönstem Frühsommerwetter an einem guten Flugtag um 13 Uhr mitten im Schwarzwald. Verdammt!

Ich wusste von meinem Überlebenskampf, dass das Feld in der Nähe von einer Strasse mit einigen Häusern und einer Autowerkstatt war. Da ich ohne Rückholer am Wettbewerb war, musste ich mir einen Weg suchen, meine damalige LS3 vom Feld zu holen. Eine lange Rückholaktion mit Anhalter, Bus, Zug, Auto und 12 Stunden später war diese dann wieder auf dem Flugplatz.

Der Schwarzwald war für mich ebenso zur unliebsamen Gegend geworden und es sollte eine Weile dauern, bis sich das veränderte.

Ein Jahr später folgte ich dem Ruf vom Hotzenwaldwettbewerb. Eigentlich wollte ich bereits im 2017 daran teilnehmen, jedoch ging es zeitlich nicht. Der Wettbewerbsleiter Marcus Neubronner hat mir aber damals bereits gesagt, ich solle doch im 2018 kommen, er würde sich sehr freuen. Nun, der Hotzenwaldwettbewerb beinhaltet gezwungenermassen Schwarzwald, da der Flugplatz am südlichsten Schwarzwaldrand liegt. Eigentlich optimal gelegen, da Jura, Schwarzwald und schwäbische Alb fast gleichermassen offenstehen.

Da konnte ich dann in einer sehr familiären und freundschaftlichen Atmosphäre endlich gute Lernfortschritte im Schwarzwald machen. Ich glaube, endgültig den Knopf geöffnet hat mir der schwierige Flug mit der grossen Regenzelle um Freudenstadt (hier zum Beitrag).

An diesem Tag wurde einen Racing-Task mit Wendepunkten in Klosterreichenbach, Rötenbach und Hayingen ausgeschrieben. Der Task war damit 406km lang. Nach einem etwas späteren und nicht ganz einfachen Abflug kam dann schon 30km vor Freudenstadt langsam Ernüchterung auf. Es gab ein grosses, kreisrundes Loch ohne konvektive Bewölkung. Die vorher abgeflogenen meldeten sich auch einer um den anderen am Funk, dass da absolut nichts mehr gehen würde. Da wurde mir bewusst, dass ich kaum eine Chance haben werde, die Wende auf direktem Weg sinnvoll anzufliegen, wenn ich mich nicht auch in die Täler reinfallen lassen wollte. Die Westkante des Schwarzwalds Richtung Rheintal sah aber sehr gut entwickelt aus, wenn auch mit sehr tiefer Basis um 1300-1400m. Da hat man aber immer viele Landeoptionen, da man sich jederzeit in's Rheintal rausfallen lassen kann und sofort 600-800m mehr unter den Flügeln hat.

Das hat dann auch funktioniert! Endlich mal eine kreative Lösung im Schwarzwald, die belohnt wurde! Ich konnte mich bis zur Hornisgrinde vorarbeiten, war dann da auf ca. 1470m. Da der Wendekreis hinten raus mit einem 90° Radius von 10km definiert war, hatte ich nun die Chance, den Radius von hinten anzupieksen und danach gleich wieder in den Westen abzuhauen. Ganz vorsichtig bin ich die paar Kilometer reingeflogen und hab dabei jeden Meter mitgenommen, den es gab. Der Schwarzwald sieht an dieser Stelle extrem unsympathisch aus, jedoch wusste ich, dass ich mindestens drei Optionen hatte. Zwei Landefelder im Schwarzwald sowie Rausfallen nach Westen. Das ging dann tatsächlich - zwischenzeitlich konnte ich knapp 1600m Flughöhe rausquetschen. Das reichte dann dicke, um wieder nach Westen unter die tiefe, aber gut funktionierende Basis zu kommen. Diese hat mich dann mit ständig ansteigender Basis wieder in das gute Gebiet im Süden getragen und mir die Wende gerettet.

Ich glaube, bei dem Flug habe ich definitiv meinen Knopf mit dem Schwarzwald geöffnet. Ich wusste, er kann eigenwillig sein. Ich wusste, er hat unlandbares Gebiet. Ich wusste, man muss immer geplant fliegen im Schwarzwald. Aber ich wusste nun auch, dass er verdammt gut gehen kann und dass er kreatives Fliegen auch mal belohnt.

Dieses neu gewonnene Vertrauen in das Gebiet konnte ich dann mit einem Tagessieg sowie einem dritten Platz (von 22 Teilnehmern) bei Schwarzwaldflügen an der Schweizer Meisterschaft bestätigen. Zum Tagessieg verhalf mir unter anderem das Wissen um die Hornisgrinde. Der Wendepunkt an diesem Tag lag nämlich exakt an diesem bereits bei der Regenflucht angeflogenen Fernsehturm.

Nur sank an der Schweizer Meisterschaft an dem Tag die Basis von vorher 2000-2200m dann zur Hornisgrinde auf 1500-1600m ab, was über Grund dann noch ca. 400m entsprach. Viele hatten zurecht Respekt vor dieser Situation, nur vermutete ich zu dem Zeitpunkt, dass ich bei der Hornisgrinde rechts abbiegen kann, 90° vom Kurs weg. Direkt in das optisch hässliche Gebiet, es sieht einfach unlandbar aus. Eigentlich müsste da dann der Bart kommen, der mir damals diese 1600m spendiert hatte. Zuerst eierte ich ein wenig rum, +0.5m/s da, -2m/s dort.

Dann konnte ich mich gegen alle Zweifel (was hab ich jetzt wieder für einen Mist zusammengeflogen?) wehren. Da Einstrahlung, da Geländekanten, da Wind, ok, da vorne muss es gehen. Schnell hin und dann hat sich ein wohliges Gefühl eingestellt. Mit bis zu 3m/s ging es wieder auf Arbeitshöhe und ohne grosse Mühe konnte ich weiterfliegen.

Das war dann auch die richtige Entscheidung, andere Piloten haben sich mühsam an der Kurslinie zurückgehangelt und ich konnte rechts ab direkt anhängen. Danach war es ein Leichtes, diesen taktischen Vorteil mit fast 4km/h Vorsprung nach Hause zu bringen.

Die Krone gab sich der Schwarzwald dann gleich selbst, als am Klippeneck Wettbewerb 2018 am letzten Wertungstag kurz nach Alpirsbach dann einfach noch mal so 5.2m/s standen, von 2000m bis auf 2700m.

Schwarzwald – Du bist definitiv mein Freund geworden.


Einfach geradeaus

Was für ein Herbstflug!

Obwohl die Prognosen für heute immer durchmischter wurden, haben wir uns heute zu siebt zusammengefunden, um nochmals ein bisschen Thermik zu schnüffeln. Das war dann auch absolut die richtige Entscheidung! Die Basis lag teilweise bei gegen 2800m.

Im Jura ging es dann bald mit 2-3m/s zur Sache und ich konnte bis fast nach Genf runterfliegen.Kurz nach Fort le Rousse habe ich dann gewendet und bin in den Osten, bis kurz vor die TMA. Dann nochmals bei absterbender Thermik Richtung Westen, bis Höhe Yverdon am Chasseron, da habe ich dann definitiv gewendet.

Zuerst wurde es noch eng, weil es ziemlich Choron-Effekt gab (Abwind am Jura-Südhang der oft abends ab 17 Uhr einsetzt), ging aber dann zum Schluss sehr gut.

Toller Flug, insbesondere für September!

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6903947

 


50. Klippeneckwettbewerb - Afterflight

Joa, wir konnten noch nicht loslassen. Das Wetter war dann aber wieder etwas neutraler auf Deutschland-Niveau, die "Namibia"-Bedingungen haben heute leider nicht mehr zugeschlagen. Trotzdem war es nochmals ein toller Flug mit nicht ganz einfachen Stellen.

Danke nochmals für die tolle Woche und bis nächstes Jahr.

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6791258


50. Klippeneckwettbewerb - 6. Wertungstag

Boah, einfach wieder krank. Zwar tiefe Basis aber schnelle Schnitte waren garantiert - 133km/h haben am Schluss rausgeschaut.

An der letzten Wende taktisch dumm geflogen, deshalb dann gleich minus 7km/h. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Flug!

Danke auch an Till :-)

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6772686

Wettbewerb

6. 1 AW Christoph S. Ackermann SG Solothurn Ventus b 110 13:15:37 15:33:13 2:17:36 133.06 km/h 305.16 km 546

OLC


50. Klippeneckwettbewerb - 3. Wertungstag

Das Wetter war wieder abartig. Im Geradeausflug gab das Schnitte, die waren schon fast nicht mehr legal in Europa.

Heute hatte ich Pech mit der Elektronik, mein Oudie hat rumgezickt und ist im Flug abgestürzt. Ich brauche einfach wieder eine gute und feste LX-Installation.

Das hat dann zu einem unnötigen Neustart der Aufgabe und einer grossen Ausleseaktion am Abend geführt. Nach dem zweiten Start waren die Bedingungen auch nicht mehr ganz so schnell und der Tag irgendwie bisschen erledigt. Aber könnte schlimmer sein.

Immerhin resultierten daraus dann über 700 OLC-km, was Premiere war für mich. Aber mit einem 107km/h Schnitt fast Letzter zu sein, ist einfaach ein bisschen pervers.

Am Abend gab es dann ziemliche Abschirmungen und Schauer, was die früher gestarteten natürlich gut umschiffen konnten.

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6761627

Wettbewerb

13. 2 AW Christoph S. Ackermann SG Solothurn Ventus b 110 13:38:35 18:30:07 4:51:32 107.72 km/h 523.38 km 629

OLC


50. Klippeneck Wettbewerb - 2. Wertungstag

WAS FÜR EIN TAG! Alle die heute auf der Alb geflogen sind, wissen was ich meine. An der ersten Wende bereits einen 145er Schnitt... Jetzt aber mal von vorne.

Der Tag sah sehr vielversprechend aus. Hohe Basis, gute Steigwerte, ungehinderte Einstrahlung - was will man mehr? Dies hat dann auch zu der 472km-Aufgabe rund um Stuttgart für die 15m Klasse geführt. Sehr gut dem Wetter angepasst!

Nach dem Abflug wurde es erstmal etwas mühsam, da ich heute bei beiden Abflügen einfach keine gute Linie erwischt habe. Da für den Abend Abschirmung gemeldet war, wollte ich aber nicht mehr länger üben. Dann auf der Alb einfach geradeaus fliegen und schnell sein, sonst gab es dort nichts zu tun.

Knackpunkt war dann der zweite Schenkel. Andere Luftmasse, andere Optik, andere Thermik und ich wusste schlicht nicht, was damit anzufangen oder darauf zu reagieren.

Dementsprechend wurde ich extrem langsam und die Streckenwahl war sehr unentschieden. Der Einstieg im Norden in den Schwarzwald gelang mir hingegen gut und im Schwarzwald ging es dann auch wieder mal mit 4.5m/s integriert geradeaus. Dann hat mich zum Schluss noch das Oudie verarscht, da der Endanflug auf die Zielkreismitte gerechnet war. Habe ich wohl irgendeine Option falsch erwischt.

Wetter: geil
Material: geil
Flächenbelastung: geil
Aufgabe: geil
Pilot: schlecht

:-D

Nun gut, morgen ist der nächste Versuch.

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6752682

Wettbewerb

7. 2 AW Christoph S. Ackermann SG Solothurn Ventus b 110 12:31:47 16:53:06 4:21:19 108.89 km/h 474.26 km 712

OLC


Februar + Thermik = FUCKING AWESOME!

Es begann in der Woche 6. Anfangs Februar hatten wir junge Wilden von der Segelfluggruppe Solothurn, aufgrund der sich nähernden, warmen Wetterprognose, die Idee, man könnte doch Mitte Februar bereits Checkflüge ab Hartbelag machen.

Durch den Flugentzug im Winter stiess diese Idee auf allgemeines Interesse und schnell wurden einige Piloten gefunden, die sich am Donnerstag, 16. Februar am Nachmittag Zeit nehmen konnten. Wirklich mehr als Scherz als ernsthaft habe ich noch gesagt: "Vielleicht gibt es ja Thermik, dann gehe ich auf die Strecke". Ja, im Februar eigentlich wirklich ein Scherz!

Am Freitag war dann natürlich noch keine Segelflugprognose für den Donnerstag verfügbar, aber immerhin versprach die normale Wetterprognose einen angenehmen Tag mit 12-14 Grad.

Montag

Es wurde dann Montag und somit war dann im TopTask auch die erste Prognose für Donnerstag verfügbar. Als ich die Prognose sah, habe ich erst gedacht, das sei ein Fehler. Zwar nur ein kurzes Zeitfenster von zwei bis drei Stunden - aber da dafür richtig. Basis von gut 2000 Meter, Steigwerte bis 3m/s, Streckenprognose gut 300km. Februar, das kann doch gar nicht sein?

Prognose Toptask für Donnerstag am Montag
Prognose Toptask für Donnerstag am Montag

Ein bisschen nervös so nach einem Winter macht ja das schon...

Dienstag

Prognose wieder gecheckt. Wahrscheinlich doch kein Scherz - die Prognose stand unverändert. So langsam formte sich der Entschluss, dass ich am Donnerstag den Checkflug wohl gegen einen Flug in meiner geliebten LS3/17 eintauschen werde. Aber so richtig überzeugt war ich natürlich noch nicht. Bald war mir dann klar, dass ich mich definitiv entscheiden werde, wenn mir die Prognose von Alpenflugwetter ebenfalls vorliegt. Da diese immer nur den aktuellen und nächsten Tag umfasst, musste es Mittwoch werden.

Am Abend des Dienstags wurde von unserem Verein eine obligatorische Weiterbildung durchgeführt. Mit einigen Kollegen habe ich natürlich mein Vorhaben eifrig diskutiert. Einer der alten Streckenhasen hat mich dann leicht belächelt und nur gemeint: "Das hätte er dann in 40 Jahren nie erlebt, dass es im Februar Thermik gäbe..."

Dies war gerade ein Ansporn, das ganze Vorhaben umzusetzen ;-)

Mittwoch

Die Alpenflugwetter-Prognose ist da! Erst wieder Toptask gecheckt, mehr oder weniger haargenau die gleiche Vorhersage wie am Montag. Ich habe bereits in der letzten Saison die Erfahrung gemacht, dass wenn eine Prognose von Anfang an so stabil steht, die Wahrscheinlichkeit für einen guten Tag sehr hoch ist.

Dann bei Alpenflugwetter eingeloggt und siehe da - die sind sich einig! Es sollen gut 300km fliegbar werden!! :D Innerlich machte sich eine grosse Vorfreude und auch ein bisschen Nervosität breit, nie hätte ich gedacht, dass ich im Februar bereits wieder zu einem Thermikflug kommen würde...

Ach, ich lasse einfach die Bilder sprechen...

Februar-Prognose Alpenflugwetter für Mittwoch
Februar-Prognose Alpenflugwetter für Mittwoch

 

Februar-Prognose Toptask für Mittwoch
Februar-Prognose Toptask für Mittwoch

Schön nicht? Wenn nur nicht der Unsicherheitsfaktor Winter/Februar wäre...

Aber der Fall war klar, das wird ein (zumindest versuchter) Streckenflug!

Donnerstag - der Akku streikt!

Nun war es soweit. Nach dem Weckerklingeln natürlich als erstes die Prognose gecheckt, den Laptop habe ich mir schon am Abend ans Bett bereitgelegt.

Ja! Es passt alles! Toptask, Alpenflugwetter und Soaringmeteo sind sich alle einig und melden 300-400km Strecke. Das ist doch mal der Wahnsinn! Ein bisschen Rest-Zweifel bleiben aber doch noch hängen, es ist ja immer noch Februar und im Jura liegt noch Schnee, was das Aufheizen der Luft am Boden doch erschweren sollte. Egal, ein Versuch soll es definitiv werden.

Am Morgen war ich noch schnell im Büro, um die wichtigsten Sachen noch zu erledigen und dann gegen halb 11 fuhr ich los, Richtung Flugplatz. Ich habe unterwegs noch den Fluglehrer für die Checkflüge aufgegabelt. Auf der Autobahn Richtung Wohnort des Fluglehrers gibt es ein Teilstück mit optimaler Sicht auf den Jura. Und siehe da - es bilden sich gerade die ersten Cumuli! Sehe ich nicht recht? Augenreiben - nee die Cumuli sind noch da. Wahnsinn! Einmalig! Ich hab's erstmal 5 Minuten so richtig gefeiert im Auto... Jetzt aber nichts wie los!

Am Platz angekommen gleich meine LS-3 rausgeholt, aufgerüstet, 17m-Enden montiert, abgeklebt, alles was halt dazugehört. Dann der Flugakku aus dem Auto geholt, den ich extra am Dienstag noch geladen habe, eingesteckt, nichts. Alle elektrischen Geräte machen keinen Wank. Stecker kontrolliert, Sicherung kontrolliert, nichts. Spannung am Akku gemessen - 12.5V. Nicht gerade viel, aber müsste doch alles funktionieren? Beim Einstecken des Ladegerätes hat die Ladekontrolllampe geleuchtet? Komisch.

Dann ging die Sucherei los. Leitungen durchmessen, Schalter prüfen, flugzeugseitige Sicherungen prüfen, nichts. Derweil wurde es 12, halb 1 und ich war immer noch nicht in der Luft. Ich wusste aus der Prognose, dass das fliegbare Zeitfenster beschränkt ist, da gegen Abend eine Abschirmung rein kommt.

Nun, glücklicherweise hat unser Doppelsitzer zwei Akkus und das Checkflugteam hat mir freundlicherweise einen der Akkus zur Verfügung gestellt. Stecker umgebaut, eingesteckt, endlich Strom! Nun noch Aussencheck, Ruderkontrolle und kurz nach 1 war ich dann endlich bereit, um mich und Flugzeug Richtung Piste zu bewegen.

13:35 LT – Airborne

Nach kurzer Wartezeit auf dem Taxiway konnten wir dann meine LS3 auf der Hartbelagpiste 25 von Grenchen aufstellen, Checkliste durcharbeiten und dann endlich, Abflug bereit! Klappen negativ auf -7°, leicht bremsen, anrollen, langsam umwölben auf +10° und nach wenigen Metern bereits in der Luft. YES! Volle Konzentration auf den Schlepp. Dann wollte ich das elektrische Vario auf Thermikflug umstellen, kein Ton. Lautstärke hochgedreht, nichts. Dann hab ich kurz auf das Instrument geguckt, dunkel. Tot. Nur das LX9050 hat zufrieden alles angezeigt. Dieses habe ich dann neugestartet, nur das Vario wollte einfach nicht. Da wusste ich, dass ich beim Kontrollieren der Schläuche wahrscheinlich einen Stecker aus Versehen ausgesteckt habe. Nun gut, fliegen wir halt ganz klassisch ohne Ton, nur mit dem mechanischen Vario. Challenge accepted! :D

Auf rund 1800m habe ich über dem Jura ausgeklinkt. Bereits während dem Schlepp habe ich bemerkt, dass die Luft durchaus in Bewegung ist. Dann kurz nach dem Ausklinken macht sich leichte Ernüchterung breit. Nur sehr schwaches Steigen, keine konstanten Schläuche, kaum zentrierbar, 1700m, 1600m und das in wenigen Minuten. Schon sah ich es vor mir, 20 Minuten später zur Landung anzusetzen und mir anzuhören, man habe es doch gesagt, im Februar gäbe es keine Thermik... Nein, so schnell wollte ich nicht aufgeben. Nach etwas Sucherei habe ich einen schwachen, unrunden aber fliegbaren Bart gefunden. Mit Klappenstellung +20°, damit ich sehr eng kreisen kann, habe ich mich hochgekämpft.

Sicht Richtung Alpen
Sicht Richtung Alpen

Schnell war klar, dass es auf der zweiten Krete des Jura's wohl besser gehen würde. Zu unsicher war es mir aber, um ohne Rückflugreserve einfach rein zu fliegen. Nun habe ich mir als sichere Limite für den Abflug 1900m ausgerechnet, um wieder umdrehen zu können. Mein Bart wurde dann auch besser und so konnte ich dann komfortabel auf gut 2000m abfliegen.

Vorflug Richtung Chasseral/Courtelary
Vorflug Richtung Chasseral/Courtelary

Kaum hinten angekommen, wusste ich was Sache war. Richtig fettes Steigen, lebhaft, solide, zuverlässig. Der erste Bart brachte mich in nur drei oder vier Kreisen an die Basis hoch. Gut, 180km/h, unter der Wolke durchflitzen Richtung Westen und dabei noch 1-2m/s Steigen? Wie geil ist das denn...! Spitzenwerte von über 5m/s...!

Ja, 6m/s Steigen :-D
Ja, 6m/s Steigen :-D

Nun konnte ich mich so richtig entspannen und auf den Streckenflug konzentrieren. Mein erster Versuch Richtung Chasseral/Courtelary war dann mässig erfolgreich, bis ich mich dann getraut habe, hinten durch zu fliegen. Da ging es richtig gut und mein Schnitt kam langsam in brauchbare Bereiche. Bei Les Eplatures habe ich dann gewendet, da die Abschirmung schon deutlich zu sehen war. Dann nochmals hoch Richtung Osten, nochmals auf über 2000m aufgedreht und mit einem zufriedenen Grinsen um den Chasseral abgleiten.

Aufreihungen auf der zweiten Krete
Aufreihungen auf der zweiten Krete

16:40 – nach gut drei Stunden habe ich überglücklich wieder auf Piste 25 in Grenchen aufgesetzt. Der Flug brachte 217 Strecken-km nach OLC und den ersten Platz in der OLC Tageswertung in ganz Europa. Gut, es waren auch nur wenige Flüge aber der Flug wäre mit einem Start um 12:30 oder 13:00 noch klar zu toppen gewesen.

Der Flug im OLC findest Du hier: http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=5524110

Nach der Landung in Grenchen LSZG
Nach der Landung in Grenchen LSZG